Bevor im Jahre 1880 die Pflichtfeuerwehr eingeführt wurde, gab es in Eberstadt eine freiwillige Feuerwehr, die von der Gemeinde unterhalten wurde. – Nun ist es auf dem Lande so, wenn irgendwo ein Brand ausbricht, dann saust die ganze Dorfgemeinschaft los, um zu helfen. Manchmal wird dabei „sogar kein Schaden angerichtet“, könnte man etwas überspitzt sagen. Fachleute, die auf ihrem bestimmten Gebiet ausgebildet sind, können in den meisten Fällen schon intensiver, konkreter helfen. Die „Uniform“ der Feuerwehrleute bestand in der Hauptsache aus einem Helm, der eine den Nacken schützende Lederklappe hatte, und aus einem Gurt, der umgeschnallt in ledernem Futteral ein Beil enthielt. Der Löschwagen hatte seinen Standort im oberen Teil der Pfarrgasse – die 1848 neu angelegt wurde -, im sogenannten „Spritzenhaus“ und bestand aus einer Pumpe, die von vier Männern bedient werden mußte sowie dem Wasserkasten, in den das Wasser eingefüllt wurde. Gezogen haben die Feuerwehrleute den Wagen selbst. Solange es noch keine Wasserleitung gab, wurde bei einem Brand der Eberbach beim Dorfeingang durch eine „Stellfalle“ so gestaut, daß Wasser mit Eimer und Kübeln entnommen werden konnte. Nach Eröffnung der Wasserleitung 1928 standen der Feuerwehr 91 Hydranten zur Verfügung.
Von großen Bränden, die anderswo oft ganze Ortschaften in Schutt und Asche legten, -wie etwa Ilsfeld, das 1904 völlig abbrannte – bliebEberstadt im Verlauf der Jahrhunderte verschont. Der älteste Brand, der überliefert ist, betrifft das Hintergebäude des Hauses Nr. 28 im Klostergäßle, das vor 1806 abgebrannt ist und in demselben Jahr, nach vorne vergrößert, wieder aufgebaut wurde. Das dazugehörige Wohnhaus mit der Jahreszahl 1617 war von dem Brand verschont geblieben. Ein anderer Brand ist durch eine „steinerneUrkunde“ überliefert: sie befindet sich an der Scheuer in der Webergasse Nr. 61a (jetzt Gellmersbacherstraße, ist noch vorhanden) und lautet: „181l Ist hier eine Scheuren abgebrannt, und mit Gottes Hielf 1812 wieder durch Johan Kaspar Stecher, wieder erbaut worden.“ Am 21. September 1846 ist in Eberstadt eine Scheuer mit der Ernte von vier Familien abgebrannt. Daraufhin hat die Gemeinde gesammelt: 54 fl. 30 Kr., 8 Scheffel 2 Simri Dinkel, 70 Bund Stroh, l 1/2 Zentner Heu, 2 Simri Einkorn, 3 1/2 Simri Gerste, 2 Laib Brot und 2 Fuhren Steine. Am 28. September 1910 brannte der Dachstuhl von einem der ältesten Häuser, dem 1583 erbauten Haus Nr. 13 an der Hauptstraße, das dem Kaufmann Gustav Gerlach gehörte. Waldbrände gab es u. a. 1878 bei Buchhorn, 1893 am Wildenberg, 1914 auf dem „Berg“ und 1977 „bei Lennach“. (Das bei Letzterem die Feuerwehrleute in Ermangelung des Wasserwagens versucht haben sollen, zum Löschen den Inhalt eines entgegenkommenden Güllenwagens zu benutzen, halte ich für ein Gerücht.)
Nun kann es auch hier (selbst, wenn ich mich wiederhole!) nicht Aufgabe einerOrtschronik sein, einzelne Begebenheiten chronologisch aufzuzählen. Dennochmeine ich, ist es ein Stück Dorfgeschichte, – wenn man auch hier „zwischenden Zeilen“ liest -, sogar ein Stück Geschichte schlechthin, wie manbeim Durchblättern des Feuerwehrprotokollbuches erkennt, hier stellvertretendaus den Jahren 1930-1976: Da stellen sich zunächst einmal die Mitgliederzahlenwie folgt dar: Von 1930-1939 im Durchschnitt 100 Männer, -wobei die größteZahl 1934 mit 115 und die geringste 1939 mit 56 angegeben wird. Von 1940 werden36 Feuerwehrmänner gemeldet, wobei vermerkt ist, daß „ein Großteiljetzt Soldat ist“. Der 2. Weltkrieg hat begonnen. In den 50er Jahren sindes im Schnitt 50 Männer, in den 60er und 70er Jahren im Schnitt 49 Mitglieder(wobei ich die Stelle hinter dem Komma unterschlagen darf.)
Von der I. Korpsversammlung am 26. April 1930 lesen wir u. a., daß vondem Mitglied Karl Wolf „die Frage der Freilassung sämtlicher Kriegsbeschädigtenvon der Feuerwehrabgabe angeregt“ wird. Die Antwort wird dahingehend erteilt,daß Kriegsbeschädigte, falls sie weniger als 51 Prozent beschädigtsind, nur dann befreit werden können, wenn sie ein ärztliches Zeugnisvorlegen, aus dem hervorgeht, daß sie zum Dienst in der Feuerwehr untauglichsind. Der Gemeinderat hat beschlossen: Die Beschaffung von Mützen fürdie Wachmannschaft, l Standrohr mit Zubehör für den Weiler Buchhorn,eine Belohnung an den Geräteverwalter in Lennach-Buchhorn. Dagegen istnoch zurückgestellt, die Beschaffung von 10 neuen Röcken zur allmählichenUniformierung der Feuerwehr; und abgelehnt, die bauliche Veränderung amSpritzenhauseingang.
1932 wird beschlossen, daß vorübergehend die Leute ab 40 Jahren vomDienst befreit werden; und Feuerwehrabgabe in Stufen von 3, 4, 6 Reichsmarkerhoben wird; . . . die Spritze vom Schafhaus wieder in die Schulscheuer (Spritzenmagazin)zu schaffen. 1933 haben sechs Übungen stattgefunden. Brandfälle wurdennicht gemeldet, dagegen mußte die Wehr am 26. Mai wegen eines Hauseinsturzesin Lennach alarmiert werden. 1934 haben bei sieben Übungen und einem Alarmetwa 10 Prozent der Mitglieder gefehlt. „Es wird erwartet, daß inZukunft die Entschuldigungen weniger werden!“ (Ob der „Dienst“wohl weniger mit „Feuerwehr“ zu tun hatte?!) In den folgenden Jahrennehmen die „Übungen“ zu und 1935 wird die Feuerwehr „einmalmit der Sammlung für das WHW (Winterhilfswerk) beauftragt“. 1936 amFeuerwehrtag in Weinsberg teilgenommen. Bei 108 Mitgliedern allerdings nur mit26 Mann, während die anderen Mitglieder „unentschuldigt gefehlt habenund deshalb mit je l Reichsmark bestraft“ wurden.
In Punkt 9 des Protokolls wird noch einmal auf den Feuerwehrtag in Weinsbergam 2. Juni 1935 eingegangen. Er war vom Kommandanten als „Feuerwehrübungmit Marsch“ angesetzt. 35 Mann haben unentschuldigt gefehlt, wovon 33 dieBestrafung (Geldzahlung) ablehnten, unter anderem mit den Begründungen:l., der Kommandant nicht das Recht habe, auf einen Sonntagnachmittag Dienstanzusetzen und 2., man „mit den Sonntagskleidern nicht zu einer Übungkommandiert“ werden könne; und 3., die Strafe nicht wirksam sei, weilauf den Strafzetteln nur die Bezeichnung „Das Feuerwehrkommando“,und nicht die Unterschrift des Kommandanten gewesen sei. Der Ortsvorsteher gibtin der „sehr bewegten Versammlung“ dahingehend Aufschluß, daßdie Strafe rechtskäftig sei, da der Kommandant die Strafgewalt überalle Mitglieder habe und es nicht einmal notwendig sei, daß die Strafeauf schriftlichem Wege den Bestraften zur Kenntnis komme . . .
Warum ich diesen Vorfall besonders erwähne? Nun, wir befinden uns 1935in einer Phase des Nazi-Regimes, wo es, so empfindet es der neutrale Beobachter,auch in Eberstadt einen inneren Widerstand (und nicht gegen den Feuerwehrkommandanten!)gegeben hat! 1937/38 finden je 12 Übungen statt; und 1938 wird bekanntgegeben,daß „in Zukunft“ der Löschzug im Jahr vierundzwanzigmalanzutreten hat. In der Korpsversammlung am 6. Mai 1939 heißt es im Tätigkeitsbericht,daß die Feuerwehr 20 Mal ausgerückt ist und . . . „Die Sanitäterhaben ebenfalls regelmäßig auszurücken“. Es erfolgt einAufruf zwecks Meldung von Kurs-Teilnehmern, jedoch „ohne Erfolg“!„Das Signal für Feueralarm wird mit der Sirene vorgeführt, sodaß es jedem Feuerwehrmann bekannt sein wird.“ Am l. Juni 1940 sindvon z. Zt. 36 Mitgliedern 34 bei der Versammlung anwesend. „Da ein großerTeil der Feuerwehr z. Zt. beim Heer ist, ist es notwendig, daß die nochim Dienst befindlichen Mitglieder immer vollzählig zu den Übungenantreten …“ heißt es.
Das nächste Protokoll erscheint erst wieder am 10. April 1948. „DieAlarmierung der Feuerwehr erfolgt durch Hornsignale und Glockenläuten kurzhintereinander“, steht da ganz lapidar. Die Sirenen mochte wohl zu derZeit auch kein Eberstädter mehr hören wollen! 1952 hat OberbrandmeisterWieland sein Amt nach 40jähriger Dienstzeit niedergelegt. Adolf Kästlewird gewählt und übernimmt das Amt. Er, sowie sein StellvertreterEberhard Rüber werden es nun 30 Jahre innehaben, ehe sie 1982 mit dem Feuerwehrenkreuzausgezeichnet, ihre Ämter wiederum in jüngere Hände legen, nämlichin die von Klaus Rüdel als Kommandant und Wolfgang Traub als dessen Stellvertreter.Auf diese Beiden folgen 1992 Kurt Bayer als Kommandant und Dietmar Lörcherals dessen Stellvertreter. Wiederum 10 Jahre später wird Dietmar Lörcherals Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Eberstadt gewählt, KlausKessler wird Kommandant und Wilfried Hohly dessen Stellvertreter für dieAbteilung Eberstadt, Die Abteilung Hölzern wird geführt von KlausSeeger und Andreas Herrmann, ab 2004 von Klaus Seeger und René Korte.
1953 nahmen laut Protokoll die Männer von der Wehr der Firma Hoerner zumerstenmal am Korpsabend teil.
1954 gab es zwei Einsätze. Eine Holzhütte und eine Scheuer wurdengelöscht und ein Übergreifen auf die Nachbargebäude verhindert.
1955 wird festgelegt, daß die Feuerwehrabgabe zu zahlen ist, von männlichenPersonen zwischen dem 18. und 45. Lebensjahr. Eine Nachtübung und neunÜbungen wurden 1956 durchgeführt und bei drei Bränden war dieWehr im Einsatz. 1964 ist eine Brandbekämpfung zu vermelden und
1966 bezeichnet Kommandant Kästle in seinem Tätigkeitsbericht alseinmaliges Ereignis in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Eberstadt,die Anschaffung des neuen, modernen Feuerwehrautos „TSF“. Der LennacherTeil der Wehr besteht in diesem Jahr 100 Jahre.
1967 wurde je einmal Löschhilfe in Hölzern und Gellmersbach geleistet.
1971 wird auch Hölzern ein Teil der Feuerwehr Eberstadt, Abteilungskommandantdort ist Alfred Trunk. Ein Einsatz war notwendig, jedoch ohne daß beieiner Ölexplosion noch eingegriffen werden mußte.
1972 gab es vier Einsätze, 2 Brände, ein Hauseinsturz und eine Hochwasserbeseitigung.
1976 waren es sieben Einsätze, davon fünf Brände, ein Mopedunfallund einmal mußte eine Ölspur beseitigt werden. Dem „Fortschritt“muß auch bei der Feuerwehr Tribut gezollt werden, indem sich die „Art“der Einsätze ändert. 18 Mitglieder werden für25jährige Tätigkeitgeehrt;
1977 waren es gar 21 Männer, die 25 Jahre lang freiwillig ihren Dienstverrichteten in der Brandverhütung, -Bekämpfung und Katastrophenhilfe.Eine freiwillige, organisierte Nachbarschaftshilfe, deren Gründung aufdas Jahr 1847 zurückgeht, als in Karlsruhe ein verheerender Theaterbrandwütete.